„Der Dom mit seinem schönen Altar in Würzburg ist nicht mit diesem Altarbild hier vergleichbar“, sagte der Würzburger Domkapitular Monsignore Clemens Biber, der auf Einladung von Landtagspräsident DDr. Herwig van Staa die Almmesse am Sonntag, dem 9. August 2015 auf der Marienberg Alm zelebrierte.
Die Mieminger Sänger (Ltg. Johannes Holzeis) und die Weisenbläser aus Wildermieming gestalteten den musikalischen Teil der Heiligen Messe. Die Almmesse auf der Marienberg Alm gibt es seit 35 Jahren. „Und immer hat alles gepasst“, sagt Almmeister Bendedikt van Staa in unserem Video.
Gastgeber des Almfestes waren die Agrargemeinschaft Marienbergalpe und die Almleute, die Familie Bianca und Andreas Rott. „Was Domkapitular Clemens Biber mit dem Altarbild sagte, hat mich tief beeindruckt“, sagte Hüttenwirtin Bianca Rott. „Der Würzburger Dom ist sicherlich wunderschön, wir haben aber sehr wohl verstanden, was der Monsignore damit zum Ausdruck bringen wollte.“
„Wir sind den Almleuten Andreas und Bianca Rott dankbar für ihre ausgezeichnete Arbeit auf der Marienberg Alm“, sagt Almmeister Bendedikt van Staa in unserem Film:
Regie und Produktion: Andreas Fischer / Mieming.online
Domkapitular Clemens Bieber (geb. 1957 im Raum Aschaffenburg) ist Leiter der Hauptabteilung V (Soziale und caritative Dienste) des Bischöflichen Ordinariats. Er ist seit 1987 Priester der Diözese Würzburg und gehört seit 2010 dem Domkapitel an. Der Geistliche war ein guter Freund des 2013 verstorbenen Innsbrucker Altbischofs Reinhold Stecher und macht seit Jahren seinen Urlaub in unserer Region. Landtagspräsident Herwig van Staa bat Monsignore Clemens Biber stelltvertretend für den Stamser Abt German Erd die Almmesse auf dem Marienberg zu übernehmen. Der Abt wurde an dem Vormittag in Stift Stams beansprucht.
„Ich war die Woche schon einmal auf der Marienberg Alm und bin auf dem Fußweg über den Steig heraufgekommen“, sagte uns Clemens Biber. „Ich wollte die Alm vor diesem Sonntag kennen lernen und mich so auf die Almmesse einstimmen.“ Seine Liebe zu Tirol, seinen Menschen und den Tiroler Bergen teilt der Würzburger Domkapitular ganz bestimmt mit seinem früheren Freund, dem in Tirol hochverehrten Altbischof Stecher.
Der Altbischof und langjährige Alpinausbilder Dr. Reinhold Stecher sagte einmal „Das Miteinander in den Bergen hat mich auch etwas Zeitloses gelehrt: Alle Seelsorge, vor allem auch all sakramentale Seelsorge, braucht als notwendigen menschlichen Hintergrund erlebte Gemeinschaft und persönliche Verbundenheit. Auf dieser Basis hat dann das Geheimnis der Eucharistie einen ganz anderen Sitz im Lebnen als in einem entpersonalisierten Kirchenbetrieb, in dem sich ein Fremder mit Fremdgebliebenen um den Altar versammelt.“ (Quelle: Reinhold Stecher, Spätlese, Tyrolia Verlag, Innsbruck-Wien, 4. Aufl. 2013).
„Das Almfest am Sonntag war ein großer Erfolg“, kommentierte später Hüttenwirtin Bianca Rott. „Das Wetter passte, alle waren gut gelaunt und zufrieden – was könnte schöner sein?“ Der offizielle Almsommer auf der Marienberg Alm dauert noch bis Samstag, dem 12. September. Dann wird das Vieh wieder zurück auf das Mieminger Plateau getrieben. Mieming-Online ist heuer eingeladen, mit dabei zu sein. „Wenn das Vieh nicht mehr auf der Alm ist, fühle ich mich ziemlich einsam, dann fehlt etwas wichtiges“, so Bianca Rott. „Dann muss ich auch die ersten Tagen unten bleiben.“
Almmeister Benedikt van Staa sprach von einem „bis jetzt erfolgreichem Almsommer“. „Trotz all der vielen Unwetter, Murenabgänge – trotz Hagel und Gewitter – kam – Gottlob – niemand zu Schaden. Darüber freuen wir uns. Der Obmann der Agrargemeinschaft Marienbergalpe sagte u.a. „Die Almmesse ist für uns sehr wichtig. Unser Vieh wird gesegnet und wir bitten für eine gute Ernte. Worüber wir uns weniger freuen ist die derzeitige Entwicklung der Milchpreise. Wenn das so weiter geht, wird es bald keine Kühe mehr auf den Almen geben. Ich appelliere an Eure Solidarität – so der Almmeister zu den Berglern am Marienberg – schaut darauf, was ihr kauft. Unterstützt unsere Tiroler Milchprodukte. Es geht dabei nicht nur um die Existenz der bäuerlichen Betriebe. Es geht um mehr.“
Die Stimmung bei den Bauern ist am Siedepunkt. Gegenüber Juli 2014 erhalten sie um zehn Cent weniger pro Kilogramm. 30 Cent erhalten die Bauern von der Tirol Milch/Berglandmilch. Damit können die Erzeugerkosten kaum mehr gedeckt werden. Es geht ums Geld und ums Einkommen der Bauern. Die Milch ist ein zentraler Eckpfeiler der agrarischen Wertschöpfung.
Nach der Almmesse spielte die „Band ohne Namen“ (Originalton Bianca Rott) zur Unterhaltung auf. Musikanten aus Oberperfuss und Inzing. Die meisten waren schon häufiger beim Almfest auf der Marienberg Alm mit von der Partie.
Die Weisenbläser aus Wildermieming trommelten Jäger Michel und Holzeis Hans zusammen. Die beiden spielten auch mit. Die Mieminger Sänger erfüllten in der Almstube Musikwünsche. Geburtstagsstandl und mehr.
Die Marienberg Alm ist ca. 900 Hektar groß, mit einer Futterfläche von ca. 200 Hektar. Die Agrargemeinschaft Marienberg Alpe ist keine Gemeindegut-Agrargemeinschaft und somit autonom. Ihr gehören über 80 Mitglieder an, davon sind nur noch ca. 20 auftreibende Bauern, die Jahr für Jahr um die 215 bis 250 Stück Vieh, unterschiedlichster Rassen, von Mai bis September auf die Marienberg Alm führen. Dazu kommen noch ca. 200 Schafe.
Zur AG Marienberg Alpe gehören die Mieminger Weiler Obsteig/Aschland, Freundsheim, Gschwent, Fronhausen, Barwies/Zirchbichl und See/Zein. Die Alpe wird laut Urkunde schon seit mindestens 1828 bewirtschaftet. Die Marienberg Alpe darf zusätzlich ca. 70 bis 80 Hektar Weidefläche in Biberwier nutzen.
Die Marienberg Alm reicht nicht bis zur absoluten Baumgrenze, ist aber auch nicht sehr weit davon entfernt. Der Weg über den Steig hinauf zur Alm, dauert gute vier Stunden und mehr. Ab Gasthaus Arzkasten, bei Obsteig.
Almmesse auf der Marienberg Alm – „Ein unvergleichbares Altarbild“. (Fotos: Knut Kuckel)